*Wandern für Klugscheißer Wissbegierige

Hallo, Nico, wir starten unsere neue Kategorie mit einer, natürlich, geplanten großen Lost Place Wanderung
Als Lost Plackel (Place + Dackel, ist nicht auf meinem Mist gewachsen) verrät man seine Orte nicht. Da über 2 der 3 Locations bereits in einem Buch berichtet wurde, werden ich diese auch genauer benennen.
Vom Parkplatz in Malente, mit 2 Stunden Parkscheibenzeit, auf dem Frauchen schon bemerkte, dass das wohl nicht reichen würde, starteten wir unsere 2-Seen-Umrundung. Bereits nach 5 Minuten war sie im Lost Place Fieber, 2 waren geplant, ein weiteres überraschte uns gleich zu Beginn. Ich schnüffelte umher, genoss die angenehme Luft des Novembers und war schon fast vergessen. Durch Bauzäune abgeschirmt und etwas weit weg, reichte es nur für ein paar Fotos. Unser Respekt, das Grundstück nicht weiter zu betreten, gilt immer noch dem Eigentümer, die Internetrecherche ergab, dass dieser jedoch vor Jahren verstarb und somit wohl auch sein geplantes Projekt. Umbau ab 1907 und mehr Schein als Sein, denn das immer wieder als „Schloss“ bezeichnete Gebäude ist keins und sein Leerstand und Verfall besiegelten den Stempel zum Lost Place.

Fast immer mit Seeblick überquerten wir die Schweizer Straße und wanderten durch ein kleines Waldstück zum Krummsee. Etwas spät, aber aus guter alter Tradition gab es hier, an einer kleinen Badestelle mit Steg, unseren Wandersekt. Die Zeit war eng bemessen, wurde es in dieser Jahreszeit etwas früher dunkler und gute 16 Kilometer lagen immerhin noch vor uns. Frauchens Fotobegeisterung kennend, legten wir einen Gang zu, wohl wissend, dass die nächste Einkehr etwas länger dauern würde. Natürlich bogen wir erst einmal falsch ab, aber auch von hier war Lost Place Nummer 2 gut zu sehen. Frauchen gab sich hier schon sehr zufrieden, wurde aber auf dem richtigen Weg noch mehr belohnt.

Der 21 Meter hohe Aussichtsturm, früher eine Gaststätte, begrüßte uns und damals wahrscheinlich auch seine ankommenden Gäste.
„…Inmitten der Holsteinischen Schweiz,… auf einem 82 m hohen Berg… erwartet Sie dieses Hotel… mit seinem alten Baumbestand und seinen großen Park- und Wiesenflächen, fällt die Erholung leicht. Die Ausstattung umfasst einen Wellnessbereich mit Whirlpool, Bibliothek, hauseigener Steg, Tennisplatz und Ruderbootverleih,… Haustiere erlaubt…“,
so wird es heute noch auf einigen Buchungsplattformen beworben. Auch Fotos vom Hotelbetrieb kann man sich hier noch ansehen, nur der Verweis „existiert nicht mehr“ veranlasst zum Weiterklicken. Liest man sich trotzdem die alten Bewertungen durch, lässt einem erahnen, dass eine Renovierung wohl dringend nötig war.

2010 wurde der Betrieb dann endgültig eingestellt. Weiterhin gab es nur negative Nachrichten, die Pläne für ein Landhaushotel nie verwirklicht, verkaufbare Reste ausgeschlachtet und eine rechtswidrige Abholzung sämtlicher Bäume. Alte Aufnahmen und die aktuelle Realität liegen so weit auseinander wie die Worte Gehorsam und Dackel. Wir umrundeten das Gelände den Bauzäunen folgend und verabschiedeten uns mit einem unguten Gefühl. So viele Existenzen, Pläne und Hoffnungen, die auf diesem Gelände starben. Zurück bleiben nur Fotos, die in ein paar Jahren das Dasein dieses Hotels belegen werden.

Die Zeit weiterhin im Fellnacken ging es Richtung Hängebargshorst, laut Recherche war hier der nächste Lost Place, dessen Eingang nicht leicht zu finden war.

Leider trübte sich hier Frauchens Erinnerungssinn, wir streiften durch zugewachsenes Terrain, in dem ich sogar getragen werden musste. Am Ende entdeckten wir nur Wege mit Laternen, die ins Nichts führten. Das eigentliche Ziel war eine ehemalige Rehaklinik, auf deren Parkgelände eine Kneipp- und Minigolfanlage zu finden sein sollten. Waren sie auch, doch für uns ungünstigerweise nicht gut erkennbar, auch die Gebäude ließen keinen verlassenen Ort erahnen. Sie sind äußerlich sehr gut erhalten und sollen es auch bleiben, Eintritt absolut verboten und wohl auch regelmäßig überwacht. Die Klinik selbst wurde in den 50er Jahren als Tuberkuloseeinrichtung genutzt und nach Rückgang der Krankheit als Herz-Kreislaufklinik weitergeführt. Am Standort Malente gab es eine weitere Klinik. Da 2 Einrichtungen nicht wirtschaftlich waren, schloss man diese zum 01.05.2006 und verlagerte den Betrieb in die Mühlenbergklinik in Bad Malente-Gremsmühlen. Danach übte die Polizei am geschlossenen Standort für schwierige Einsätze wie Amokläufe und deren Observierung. 2011 erfolgte dann der Verkauf an einen Investor, Pläne zu einem Wohnprojekt scheiterten an der Genehmigung der Gemeinde und somit ist dessen Zukunft weiterhin ungewiss. Leider gibt es zu diesem Objekt nicht viele Fotos, einfach, weil wir durch den guten Zustand der Anlage (besagte Außenanlagen nicht findend) keinen „richtigen“ Lost Place erkannten.

Mit etwas schlechterer Laune seitens Frauchens setzten wir unsere Wanderung am Kellersee fort. Tatsächlich trafen wir noch auf das ein oder andere Gebäude, bei dem sich erahnen lässt, ein nächster verlassene Ort zu werden, wir müssen werden wohl nochmal wiederkommen.

Kurz vor unserem Ausgangspunkt ließen wir rechter Hand das Gut Rothensand hinter uns, zwischen 1955 und 1957 Drehort der „Immenhof“ Filme. Da unser Interesse mehr auf kleineren Tieren liegt, werdet ihr hier keinen Beitrag über Pferde bekommen.
Somit beendeten wir unsere Tour, ohne Parkknöllchen, 91 Fotos, 3 Lost Places. 28.815 Schritten und ein fast glückliches Frauchen machten den Tag perfekt. Mit welch einfachen Dingen, man die Menschen doch glücklich machen kann, eine große Portion Futter und ein gemütliches Körbchen sind meine.

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