WfW*: SCHWERIN

*Wandern für Klugscheißer Wissbegierige

Hallo Nico, Urlaubszeit heißt bei uns Wanderzeit. Frauchen wäre nicht Frauchen, wenn sie eine Sightseeing-Tour nicht mit einer kleinen Lost Place Tour verbinden würde. Da beide Gebäude bekannt sind, werden wir sie auch beim Namen nennen.
Beginnen wir aber mit dem Wahrzeichen der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, dem Schloss mit seiner großen Gartenanlage. Einst Sitz der mecklenburgischen Herzöge, beherbergt es heute den Landtag und das Schlossmuseum. Wir starteten gegen 9 Uhr ganz in der Nähe und freuten uns über einen fast leeren Park. Kurz überlegten wir uns das Schloss in den Morgenstunden genauer anzusehen, aber da Frauchen auf einer geplanten Tour sehr unflexibel ist, befolgten wir ihren Anweisungen. Großer Fehler, wie sich später noch herausstellen sollte. Eine kleine Fototour war trotzdem drin und somit ging es mit den ersten Schlossaufnahmen entlang des Schweriner Sees.

Da der ansässige Segelclub seine Gebäude nah am Wasser hat, folgten wir dem Franzosenweg ohne Blick auf den See. Namensgeber der Straße waren die französischen Kriegsgefangenen, die um 1870 einen Wegabschnitt am Ufer bauen mussten.
Plötzlich bogen wir nach rechts ab, weil die App es so sagte und Frauchen ihr nur selten widersprach. Belohnt wurden wir mit einem Weg auf Stegen durchs Moor, angelegt für die BUGA, die 2009 hier stattfand. Am Ende erreichten wir den Aussichtspunkt mit dem Namen „Adebors Näs.“ Ich posierte für Fotos und nahm ein Bad im sehr sauberen See. 

Wir folgten dem Weg vorbei an prachtvollen Villen, dem Schweriner Zoo und einem Kletterwald. Schon von weitem war unser erster Lost Place gut zu erkennen, die blauen Markisen machten es unverkennbar.

Aus dem Franzosenweg wird im Ortsteil Zippendorf die klangvolle Straße „Am Strand“. Mit direktem Strandzugang und bester Lage erfüllte das Strandhotel eigentlich alle Voraussetzungen für eine gelungene Unterkunft. Aber fast 20 Jahre Leerstand belegen das Gegenteil. 1911 mit 65 Zimmern erbaut, überlebte es 2 Weltkriege und die DDR. Nach der Sanierung verfügte es nur noch über 26 Zimmer und musste schließlich 2004 wegen zu wenig Einnahmen und Besuchern schließen. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und die Stadt die markante Ansicht erhalten möchte, wird es wohl schwierig, das Hotel zu altem Glanz zu verhelfen.

Keine 100 Meter entfernt, thront über dem Strand das nächste verlassene Gebäude mit der perfekten Anschrift: „Am Strand 1“.

Hier befindet sich ein ehemaliges Kurhotel, das seit 1990 leer steht und immer wieder durch wechselnde Eigentümer auf fehlt. Es hatte prominente Übernachtungsgäste, war Lazarett, Flüchtlingsunterkunft und Wohnheim für Sportler, die Zukunft ist jedoch ungewiss. Blaue Planen auf Teilen des Daches, die man auch via Maps sehr gut erkennen kann, waren wahrscheinlich ein zaghafter Versuch, dem weiteren Verfall ein wenig entgegenzuwirken.

Mit einem rundum zufriedenen Frauchen machten wir uns auf den Rückweg Richtung Schloss, entlang des Fauler Sees.
Es war Mittag, die Sonne schien und hier lag unser Problem, Touristenströme. Selbst Tourist, aber ohne Instagram Account, wollten wir doch einfach nur Aufnahmen vom Schloss und Burggarten.

Somit schoben wir uns an den Massen fotowütiger Influencer (Bin ich eigentlich auch einer? Ein sogenannter Charlencer, das wäre vielleicht ein Beitrag wert?!) vorbei. Wenn wir schon kein Foto ohne Menschen bekamen, sollten diese auch kein Foto ohne uns bekommen. Wir versuchten uns in einige Bilder zu schieben und umrundeten die Schlossinsel im Schnelldurchlauf, nahmen Statuen und die künstlich errichtete Grotte mit, bis es über die Schlossbrücke zurück in die ebenfalls überfüllte Innenstadt ging.

Leider bekamen wir hier keine kleine Schneekugel der Stadt und somit fehlendes Objekt in Frauchens Sammlung. Sie hat es jedoch ganz gut verkraftet, bekam sie doch tolle Fotos ihrer recherchierten Lost Places. Eine Stunde Autoschlaf und ein getrocknetes Rinderohr waren meine Highlights, und somit eine nervfreie Zeit meinerseits für beide Wurstverdiener.

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AUF DEN SPUREN DER EIGENEN VERGANGENHEIT

kleine Lost Place Tour, Werbung durch Ortsnennungen

Hallo Nico, lieber Charly, der du aus Sicherheitsgründen zu Hause bleiben musstest, heute erzähle ich euch von einer Tour, mit der auch ich ein wenig verbunden bin. Mein Dank geht an das Team von go2know, durch die uns dieses Erlebnis in die Vergangenheit ermöglicht wurde.

Es sei kurz erwähnt, dass ich diesen Foto-Ausflug selbst bezahlt habe und die Werbung durch Namensnennungen aus Überzeugung erfolgt.

Hunde sind auf dieser Tour übrigens erlaubt, da schnüffeln und buddeln aber zu Charlys Grundausstattung gehören, haben wir ihn lieber zu Hause gelassen.

Der Unmut der Einwohner von Bad Berka hat sich nie wirklich gelegt, da die Verunsicherung der Bevölkerung gegenüber der Krankheit Tuberkulose zu etlichen Rückgängen der Badegäste im Hotel- und Kureinrichtungsbetrieb der Stadt führte.
Als Kind erzählte mir mein Opa immer, dass er in München zur Kur war. Dass er nicht die große Stadt im Süden Deutschlands meinte, war mir ziemlich egal. Für ihn damals gesundheitlich von Bedeutung, für mich heute Lost Place.
Über die Geschichte des Gebäudes gibt es unzählige Beiträge im Netz, ich möchte heute vorrangig von meinen persönlichen Eindrücken berichten.
Wir parkten hinter dem großen Fachwerkhaus, dessen Hauptgebäude knapp 10.500 m² umfasst. Es gibt zahlreiche Nebengebäude und ein riesiges Grundstück, mit einer Gesamtgröße von rund 225.000 m². Mein Opa war Ende der 70er Jahre für 7 Monate selbst Patient und die Sophienheilstätte als Abteilung für Urologie und Orthopädie diente.

Unsere kleine Gruppe von 12 Leuten traf sich auf der Rückseite. Nach ein paar Informationen und kleiner Sicherheitsbelehrung ging es durch einen unscheinbaren Eingang ins Gebäude. Viel Schutt und Dunkelheit begleiteten uns durch die ehemalige Küche zum ersten Treppenhaus, in dem wir uns trennten und jeder 6 Stunden für seine eigene Tour hatte.

Mit Lageplan bewaffnet schlenderten wir durch den ersten Korridor, in dem alle Türen geöffnet waren, dass einer typischen Horrorszene glich. Was uns besonders ins Auge fiel, waren die vielen Graffiti, zum größten Teil nicht Mal gut und ziemlich sinnfrei. Ärztliche Gegenstände suchte man hier vergebens, eine volle Bierkiste hätten wir wahrscheinlich locker zusammen bekommen.

Die kleine Kapelle betraten wir von unten, die Empore später und nach längerem Suchen.

Viele Fenster waren verriegelt und nur wenig Licht fiel in diesen Teil der Räume. Genau dieses Licht und frische Luft waren damals wichtige Werkzeuge zur Bekämpfung der heimtückischen Lungenkrankheit. Daher waren alle Patientenzimmer zur Südseite ausgerichtet, in jedem riesige Fenster zum Schieben mit Blick auf den Thüringer Wald.

Heute sind viele Zimmer Teil der Natur geworden, Efeu und andere Pflanzen teilen sich den Platz mit Sanitärvorrichtungen und abgeblätterten Tapeten. Wir trafen einen der Tourguides auf dem Flur und kamen ins Gespräch, Fragen wurden beantwortet und wir fachsimpelten über andere Lost Places.

Jede Zimmertür enthielt am oberen Rand zwei kleine Glasbausteine. Da die Krankenschwestern wahrscheinlich schon damals keine Riesen waren, dienten diese Aussparungen der Nachtwache zur Kontrolle, ob das Licht aus war. Auch die Frage nach den Betten ließ sich an der Anzahl der Rufknöpfe selbst beantworten.

Da uns die Kälte und Feuchte bald in den Knochen steckte, zogen wir weiter und achteten auf die kleinen Hinweise des Guides.

Heute selbstverständlich, damals eher Luxus, die Toiletten, die sich in Viererkabinen am Ende eines jeden Ganges befanden. Über die Treppenhäuser, übrigens alle aus Stein und sehr stabil, gelangten wir in die oberen Etagen bis in den Dachstuhl.

Dieser war sehr gut erhalten, nur das ein oder andere Loch ließ uns vorsichtig zu den Fenstern gehen, von denen wir einen tollen Blick über den Wald hatten.

Zurück ging es durch einen engen Gang, auf beiden Seiten weitere ehemalige Mitarbeiterzimmer.

Die Größe des Gebäudes machte es uns manchmal schwer, den Überblick zu behalten, obwohl der Aufbau auf allen Etagen gleich war. Somit hieß es erstmal, ab in den Keller, wo sich ein kleines Schwimmbad, die dazugehörigen Umkleiden und weitere Heizungsräume befanden.

Fotografisch nicht ganz so interessant zog es uns wieder in den oberen Bereich, den ein und anderen ausgelassenen Ort nachholen. Dazu zählten die Ärztezimmer, Balkone und kleine Kapelle im Mitteltrakt.

Auf dem Außengelände, aber nicht zugänglich, befand sich noch ein Konsum, eine ehemalige Werkstatt und Heizhaus, welches als Krematorium genutzt wurde, sowie weitere Mitarbeiterunterkünfte.

Nach fast 6 Stunden verabschiedeten wir uns als letzte vom Team go2know, und machten uns auf den Heimweg. Die Eindrücke waren groß, die Körper leicht unterkühlt, die Akkus fast leer, aber im Herzen glücklich.
Es sei noch zu sagen, dass wir zu keinem Zeitpunkt ein ungutes Gefühl hatten, da das Gebäude häufig als Gruselklinik betitelt wird.

Die Atmosphäre einer solchen Heilstätte ist unglaublich interessant, auch immer im Hinterkopf, dass hier kranke Menschen auf Heilung hofften, nicht immer mit Erfolg. Für meinen Opa waren sie Hoffnung und Erfolg und ich dankbar auf seinen Spuren durch die nun verlassenen Gänge zu wandern.

Danke für all die Geschichten, die du mir erzähltest, wir vermissen dich.

WfW*: MÜNCHEN – KRANICHFELD

*Wandern für Klugscheißer Wissbegierige

Hallo Nico, auf unserer Tour durch das kleine Norwegen Thüringens lernten wir bereits, dass ein Ort nicht immer dort ist, wo man zu wissen glaubt. Thüringen scheint ein gutes Bundesland für namentliche Doppelgänger zu sein. Nicht nur den Schwarzwald findet man hier, auch München ist nur ein Katzensprung entfernt und Startpunkt unserer Jubiläumsrunde am wohl bekanntesten Lost Place der Region. Jubiläumsrunde, da es Frauchens 100. Tour seit dem 25.08.2019 war, sagte die App. Ich sage, Frauchen wollte einfach nur bestimmen, wo es hingeht. Glückliches Frauchen, bedeutete glückliche Mitwanderer und ein weiterer Grund zum Anstoßen.

Nach dem ersten kleinen Anstieg und die Begeisterung für eines der größten noch erhaltenen Fachwerkhäuser Europas mussten wir ein wenig Luft holen. Diese frische Luft und Abgeschiedenheit inmitten eines kleinen Waldes oberhalb der Stadt waren einer der Gründe für den damaligen Standort. Ein weiterer war die Angst der Bevölkerung vor der gefürchteten Krankheit, die man auch als weißer Tod bezeichnete. Weiß und leblos, so sah die durch Tuberkulose zerstörte Lunge auf einem Röntgenbild aus. 1898 als zweistöckiges Gebäude mit einer Kapazität von 80 Betten erbaut, kam es schnell an seine Auslastung und wurde bereits ein Jahr später um einen zweiten Flügel erweitert. 1911/1912 erfolgte eine weitere Aufstockung um zwei Etagen auf 200 Betten und ist bis heute in dieser Form erhalten.

Der Lungenarzt Prof. Dr. Adolf Tegtmeier übernahm 1934 die Leitung der Sophienheilstätte und sorgte nach Weltwirtschaftskrise und der damit verbundenen halben Belegung wieder für positive Erfolge.
Während des Krieges blieb das Gebäude von Bombenangriffen verschont, wohl auch weil es mit einem riesigen roten Kreuz auf dem Dach gekennzeichnet war. Dr. Tegtmeier verhinderte zudem die Umwandlung in ein Kriegslazarett.
Durch den medizinischen Fortschritt wurden viele Lungenheilstätten überflüssig. 1966, als 5. Herzzentrum der DDR anerkannt und auch die Auslagerung der Orthopädie und Urologie in die Sophienheilstätte konnten den Betrieb auf Dauer nicht retten. 1992 bis 1994 wurden die Abteilungen an einen anderen Standort, der heutigen Zentralklinik Bad Berka, verlegt und das beeindruckende Fachwerkhaus geschlossen.

Dr. Tegtmeier ist heute Ehrenbürger der Stadt Bad Berka und führte als einer der ersten Thüringer Ärzte die Chemotherapie ein. Ende 1966 ging er erst mit 72 Jahren in den Ruhestand und verstarb 1975.
Das Gebäude besichtigten wir nur von außen, sein riesiges Gelände wird uns aber bald zurückkommen lassen, in Form einer offiziellen Fototour, dann auch mit Foto von innen, seid gespannt.

Da wir hiermit nun einen kleinen Teil für alle Wissbegierigen abgehakt haben, führten wir unsere Wanderung fort. Wir verließen das thüringische München, überquerten die Ilm und wanderten oberhalb des Flusses Richtung Tannroda.

Dort erreichten wir nach ca. 5 Kilometern die St. Michael-Kirche mit Burg auf dem 300 Meter hohen Lindenberg. Wir näherten uns der Ruine, dessen Turm man von 9 bis 18 Uhr kostenlos (um Spenden wird gebeten) besichtigen kann. Vom Aussichtssturm hatte man einen tollen Blick auf die kleine Stadt, ich genoss den Anstieg auf Frauchens Arm und war froh, die vielen Stufen nicht selbst laufen zu müssen. Ich sage nur, der Dackel und sein Personal.

Nach ein bisschen Sightseeing nutzten wir die Stühle am Ende des noch erhaltenen „blauen Schlosses“ für ein kleines Jubiläumsmittagessen. Dort verbrachten wir eine gute halbe Stunde, nichts ahnend, dass der anstrengendste Teil noch vor uns lag. Gut gestärkt, mit ein wenig zu viel Essen und einem Fehlkauf in Sachen FLEISCHbällchen im Bauch, wanderten wir die nächsten 3,5 Kilometer über unendliche Felder.

Die App sagte Ilmtalblick, wir sagten „Frauchen wir hassen dich“. Vom Ruhmberg blickten wir ins Tal und auf das Oberschloss Kranichfeld, endlich wieder Zivilisation. Dieses Schloss lag eigentlich auf unserer ursprünglichen Route, aber 1,5 Kilometer mehr mit einem Anstieg von 17 Prozent hätten mich zu einem Scheidungshund gemacht

Kurz vor der Niederburg befindet sich ein Adler- und Falkenhof, dessen Tiere wir nur aus der Ferne bestaunten. Besagte Burg ist ebenfalls eine Höhenburg, die nur zur Unterscheidung, des nicht besuchten etwas höher gelegenen Oberschlosses, diesen Namen erhielt. Dort bogen wir, auch hier ohne Besichtigung, scharf links ab. Eine weitere Ilmquerung konnten wir uns sparen, es gab nur ein Foto der kleinen Holzbrücke, die über den Fluss führte und wir begannen unseren Rückweg. Ohne Abstecher über Felder und fast auf geradem Weg wanderten wir an der Ilm wieder zurück Richtung Tannroda und folgten kurz dem Mühlgraben. Hier befand sich ein zurückgebautes Wehr, es diente der Speisung des Grabens, welches als Energie- und Wasserlieferant für die ehemalige Papierfabrik benutzt wurde.

Frauchen warnte uns, „kurz vor Schluss gäbe es noch einen steileren Abschnitt“, den die Menschen unproblematisch und elegant auf allen Vieren meisterten. Eine letzte kurze Verschnaufpause machten wir an der Wilhelm-Ernst-Hütte. Zur linken befand sich ein Felsen „zum Gedenken an Oberförster Batsch“ und weiterhin meine Idee, auch mir einen Gedenkstein zu errichten, musste ich immerhin weitere 1,4 Kilometer bis zum Ziel aushalten. Somit beendeten wir diese Wanderung mit vollen Bäuchen, strahlenden Frauchenaugen und freuen uns auf die nächsten einhundert Touren.

Werbung durch Ortsnennungen, die zu sehenden Marken unserer verwendeten Lebensmittel wurden von meinen Wurstverdienern und meinem Dackelkonto aus eigenen Mitteln erworben

WfW*: KRUMMSEE – KELLERSEE

*Wandern für Klugscheißer Wissbegierige

Hallo, Nico, wir starten unsere neue Kategorie mit einer, natürlich, geplanten großen Lost Place Wanderung

Als Lost Plackel (Place + Dackel, ist nicht auf meinem Mist gewachsen) verrät man seine Orte nicht. Da über 2 der 3 Locations bereits in einem Buch berichtet wurde, werden ich diese auch genauer benennen.
Vom Parkplatz in Malente, mit 2 Stunden Parkscheibenzeit, auf dem Frauchen schon bemerkte, dass das wohl nicht reichen würde, starteten wir unsere 2-Seen-Umrundung. Bereits nach 5 Minuten war sie im Lost Place Fieber, 2 waren geplant, ein weiteres überraschte uns gleich zu Beginn. Ich schnüffelte umher, genoss die angenehme Luft des Novembers und war schon fast vergessen. Durch Bauzäune abgeschirmt und etwas weit weg, reichte es nur für ein paar Fotos. Unser Respekt, das Grundstück nicht weiter zu betreten, gilt immer noch dem Eigentümer, die Internetrecherche ergab, dass dieser jedoch vor Jahren verstarb und somit wohl auch sein geplantes Projekt. Umbau ab 1907 und mehr Schein als Sein, denn das immer wieder als „Schloss“ bezeichnete Gebäude ist keins und sein Leerstand und Verfall besiegelten den Stempel zum Lost Place.

Fast immer mit Seeblick überquerten wir die Schweizer Straße und wanderten durch ein kleines Waldstück zum Krummsee. Etwas spät, aber aus guter alter Tradition gab es hier, an einer kleinen Badestelle mit Steg, unseren Wandersekt. Die Zeit war eng bemessen, wurde es in dieser Jahreszeit etwas früher dunkler und gute 16 Kilometer lagen immerhin noch vor uns. Frauchens Fotobegeisterung kennend, legten wir einen Gang zu, wohl wissend, dass die nächste Einkehr etwas länger dauern würde. Natürlich bogen wir erst einmal falsch ab, aber auch von hier war Lost Place Nummer 2 gut zu sehen. Frauchen gab sich hier schon sehr zufrieden, wurde aber auf dem richtigen Weg noch mehr belohnt.

Der 21 Meter hohe Aussichtsturm, früher eine Gaststätte, begrüßte uns und damals wahrscheinlich auch seine ankommenden Gäste.
„…Inmitten der Holsteinischen Schweiz,… auf einem 82 m hohen Berg… erwartet Sie dieses Hotel… mit seinem alten Baumbestand und seinen großen Park- und Wiesenflächen, fällt die Erholung leicht. Die Ausstattung umfasst einen Wellnessbereich mit Whirlpool, Bibliothek, hauseigener Steg, Tennisplatz und Ruderbootverleih,… Haustiere erlaubt…“,
so wird es heute noch auf einigen Buchungsplattformen beworben. Auch Fotos vom Hotelbetrieb kann man sich hier noch ansehen, nur der Verweis „existiert nicht mehr“ veranlasst zum Weiterklicken. Liest man sich trotzdem die alten Bewertungen durch, lässt einem erahnen, dass eine Renovierung wohl dringend nötig war.

2010 wurde der Betrieb dann endgültig eingestellt. Weiterhin gab es nur negative Nachrichten, die Pläne für ein Landhaushotel nie verwirklicht, verkaufbare Reste ausgeschlachtet und eine rechtswidrige Abholzung sämtlicher Bäume. Alte Aufnahmen und die aktuelle Realität liegen so weit auseinander wie die Worte Gehorsam und Dackel. Wir umrundeten das Gelände den Bauzäunen folgend und verabschiedeten uns mit einem unguten Gefühl. So viele Existenzen, Pläne und Hoffnungen, die auf diesem Gelände starben. Zurück bleiben nur Fotos, die in ein paar Jahren das Dasein dieses Hotels belegen werden.

Die Zeit weiterhin im Fellnacken ging es Richtung Hängebargshorst, laut Recherche war hier der nächste Lost Place, dessen Eingang nicht leicht zu finden war.

Leider trübte sich hier Frauchens Erinnerungssinn, wir streiften durch zugewachsenes Terrain, in dem ich sogar getragen werden musste. Am Ende entdeckten wir nur Wege mit Laternen, die ins Nichts führten. Das eigentliche Ziel war eine ehemalige Rehaklinik, auf deren Parkgelände eine Kneipp- und Minigolfanlage zu finden sein sollten. Waren sie auch, doch für uns ungünstigerweise nicht gut erkennbar, auch die Gebäude ließen keinen verlassenen Ort erahnen. Sie sind äußerlich sehr gut erhalten und sollen es auch bleiben, Eintritt absolut verboten und wohl auch regelmäßig überwacht. Die Klinik selbst wurde in den 50er Jahren als Tuberkuloseeinrichtung genutzt und nach Rückgang der Krankheit als Herz-Kreislaufklinik weitergeführt. Am Standort Malente gab es eine weitere Klinik. Da 2 Einrichtungen nicht wirtschaftlich waren, schloss man diese zum 01.05.2006 und verlagerte den Betrieb in die Mühlenbergklinik in Bad Malente-Gremsmühlen. Danach übte die Polizei am geschlossenen Standort für schwierige Einsätze wie Amokläufe und deren Observierung. 2011 erfolgte dann der Verkauf an einen Investor, Pläne zu einem Wohnprojekt scheiterten an der Genehmigung der Gemeinde und somit ist dessen Zukunft weiterhin ungewiss. Leider gibt es zu diesem Objekt nicht viele Fotos, einfach, weil wir durch den guten Zustand der Anlage (besagte Außenanlagen nicht findend) keinen „richtigen“ Lost Place erkannten.

Mit etwas schlechterer Laune seitens Frauchens setzten wir unsere Wanderung am Kellersee fort. Tatsächlich trafen wir noch auf das ein oder andere Gebäude, bei dem sich erahnen lässt, ein nächster verlassene Ort zu werden, wir müssen werden wohl nochmal wiederkommen.

Kurz vor unserem Ausgangspunkt ließen wir rechter Hand das Gut Rothensand hinter uns, zwischen 1955 und 1957 Drehort der „Immenhof“ Filme. Da unser Interesse mehr auf kleineren Tieren liegt, werdet ihr hier keinen Beitrag über Pferde bekommen.

Somit beendeten wir unsere Tour, ohne Parkknöllchen, 91 Fotos, 3 Lost Places. 28.815 Schritten und ein fast glückliches Frauchen machten den Tag perfekt. Mit welch einfachen Dingen, man die Menschen doch glücklich machen kann, eine große Portion Futter und ein gemütliches Körbchen sind meine.

Werbung durch Ortsnennungen

WANDERN FÜR WISSBEGIERIGE*

*eigentlich Klugscheißer, klingt aber besser

Hallo Nico, eine Wanderung mit Frauchen ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Die Stille der Natur genießen, fremde Gerüche erkunden oder Blätter sammeln, kann man nur mit Herrchen.
Eine Wanderung mit Frauchen bedeutet auf Rede- und Klugscheißertour zu gehen. Daher liegt es nahe, dafür eine eigene Kategorie einzuführen. Ich werde euch auf diesem Blog nun immer unter der oben genannten Überschrift auf unsere Wandertouren mitnehmen. Es gibt genug zu berichten und nebenbei werdet ihr von Frauchen den ein oder anderen schlauen Kommentar bekommen.
Bleibt uns weiter treu, auch wenn es in letzter Zeit etwas ruhiger hier geworden ist.

DAS NORWEGEN DES KLEINEN HUNDES

– Werbung, durch Ortsnennungen –

Hallo Nico, da unser nächster Norwegenaufenthalt noch ein wenig in der Ferne liegt, musste das kleine Norwegen in Thüringen herhalten.

Nach Lost Place und emotionaler Tour im Kyffhäusergebirge sollte es nun Flachland und Wasser sein, beides zu finden an der Ohratalsperre in Luisenthal. Diesen ca. 14 Kilometer langen Rundwanderweg kannte Frauchens Schwester von anderen Eltern bereits und wir folgten diese Mal unserem menschlichen Navi, gefolgt von Herrchen, der somit den männlichen Teil unsere Gruppe ausglich. Aber Frauchen wäre nicht Frauchen, wenn sie sich nicht schon vorab informiert und mögliche Fotohotspots herausgefunden hätte. Wir starteten im Schwarzwald. Moment, Schwarzwald in Thüringen? Auch für nicht Geografiebegeisterte dürfte da etwas nicht stimmen. Der kleine Ortsteil, nahe Luisenthal, heißt wirklich so und bildete den Startpunkt unserer Wanderung. Wir erglommen, wie sollte es anders sein, über eine steile Abkürzung den ersten Abschnitt. Vorbei am Imbiss belohnte uns hier schon der Stausee mit einem tollen Fotomotiv, das würde eine zeitlich lange Wanderung werden.

Für den nächsten Ausblick und erster Wandersektpause war Frauchen vorbereitet, das Bild schon im Kopf, gehorchten wir ihren Anweisungen. Das Ergebnis seht ihr hier:

Der Stausee wird vor allem zur Trinkwassergewinnung genutzt und versorgt um die 400.000 Einwohner in Mittelthüringen, somit gilt hier absolutes Bade- und Betretungsverbot. Für mich als zugezogener Küstendackel schwer zu akzeptieren, aber absolut nachvollziehbar. Ich erfreute mich am Wald und der fjordähnlichen Landschaft. Frauchen, ungebremst von einem Motiv zum nächsten, hätten wir für die nächsten Stunden getrost allein zurücklassen können. Aber da sich ein Großteil unseres Proviants in ihrem Rucksack befand, passten wir gut auf sie auf. Schon nach den ersten Kilometern mussten wir uns immer wieder anhören, wie schön es hier ist und sie unbedingt erneut hier herkommen wolle. Kann sie machen, ich werde mich in dieser Zeit auf der Couch erfreuen.

Somit wanderten wir oberhalb des Stausees, der eine Durchschnittstiefe von 20 Metern besitzt und ca. 85 Hektar groß ist. Die Form ähnelt einem Seestern und zog sich gerade daher in den „Seesternarmen“.

In etwa der Hälfte der Strecke erreichten wir den Trieftstein, dessen Gedenktafel an den Oberforstrat Salzmann erinnert und gleich daneben der Gerastollen, ein Wasserüberleitungsstollen, der den Zufluss zu Talsperre sichert. Hier gibt es eine überdachte Sitzmöglichkeit zum Verweilen.

Es gab viele beeindruckende Ausblicke, einige Bänke und fast immer schaut man auf das teilweise türkise Wasser.

Der letzte Abschnitt führte uns direkt über die Staumauer, sie ist 59 Meter hoch, mit einer Dammlänge von 260 Metern, von hier erstrecken sich die bewaldeten Berge wie Fjorde aus dem Wasser. Wir bogen am Ende nach rechts und kehrten in einem kleinen Imbiss ein. Da ich nicht immer hundekompatibel bin und schon ein Artgenosse im inneren Platz genommen hatte, verlegten wir unser Essen nach draußen. Es gab frische, gut bürgerliche Küche und ein nettes Gespräch mit dem Inhaber. Wir erzählten kurz unsere Geschichte und wie gern wir nun die alte Heimat zu Fuß und Pfote erkunden und wir sicher noch einmal hierherkommen werden (Frauchen bestimmt).

Somit beenden wir unseren kleinen Urlaub in Thüringen und ich befürchte, dass sich Frauchen schon für das nächste Mal die ein oder andere Route herausgesucht und wir mitkommen müssen.

SCHLAFENDE KINDHEITSERINNERUNG

– Werbung, durch Ortsnennungen, Aufzeichnung Höhenprofil durch Komoot –

Hallo Nico, Heimat ist da, wo der Dackel auf der Couch liegt. So sagt es ein altes Sprichwort, glaube ich. Seit drei Jahren ist Schleswig-Holstein unsere neue und Thüringen unsere alte Heimat. In der alten Heimat waren meine Wurstverdiener mit so vielen Dingen beschäftigt, während sie hier die neuen Freiheiten genießen. Eine davon ist das Wandern.

Wie bereits mehrfach berichtet, darf ich an ihren Touren teilhaben und seit meinem 2. Lebensjahr bin ich die vielen Schritte gewohnt. Verplant Frauchen unsere Reisen nach Thüringen, ihr könnt es euch denken, mit Wandern. Sie hätte dort noch so viel zu erkunden, während ich unseren Urlaub lieber mit Ausruhen verbringen würde. Aber so ist das wohl bei den Menschen, immer das haben wollen, was fehlt; in unserem Fall – der Wald mit Kindheitserinnerungen. Diese Erinnerungen beliefen sich auf eine schlafende Steinfigur, Eintritt frei. Jedoch hat sich hier einiges geändert, Wandern heißt jetzt Trekking, anstelle von „wir schauen mal, wo es da lang geht“ laufen wir nun per App und aus null Mark wurden 8,50 Euro Eintritt. Nur die schlafende Steinfigur, die blieb und die hieß es zu besichtigen.

Dieses Mal begleitete uns Frauchens Schwester von anderen Eltern und wir starteten an einem sogenannten Lost Place. Ich wurde getragen, da zu viele Idioten Menschlinge meinten diesen Ort zu ihrem machen zu müssen. Ob sie in ihrem Zuhause auch die Fenster einschlagen, um über Glasscherben in ihr Haus zu gelangen? Ich spürte Frauchens Aufregung, ihren schnellen Herzschlag in meinem Rücken. Einst erbaut als Residenz und Unterkunft für hochrangige Staatsoberhäupter, später Lazarett und Ferienheim. Auch die Kriegszeiten hinterließen eine unrühmliche Vergangenheit, bis 2005 ein Großbrand den Verfall endgültig besiegelte. Wir überquerten das große Gelände, immer mit Vorsicht und Respekt gegenüber dem, was die Natur noch übrig ließ. Frauchen hätten wir hier wohl noch einige Stunden zurücklassen können, aber allein wäre die Atmosphäre zu unheimlich geworden und so zogen wir weiter.

Traditionell wird auf unseren Touren auf den ersten Kilometern angestoßen. Man wünscht sich alles Gute, ich bekomme ein Leckerli und genieße die ausgelassene Stimmung. Hätten die Mädels geahnt, wie anstrengend es noch werden sollte, wäre die Prostpause wohl länger ausgefallen. Die erste kleine Steigung führte durch einen Wald, vorbei an einem Bratwurststand, wir gingen weiter. Frauchens Rucksack ließ vermuten wir seien schon Wochen unterwegs und werden es noch weitere sein. Ich bezweifelte, dass er nur Leckerlis enthielt. Wir erreichten den offiziellen Parkplatz, eine Fahrmöglichkeit zum Denkmal schlugen wir aus, da hatten wir unseren Stolz. So quälten wir uns die letzten Meter nach oben, bezahlten zähneknirschend den Eintritt und wurden belohnt mit einem Weitblick bis nach Sachsen-Anhalt. Das Denkmal begrüßte uns mit seinem elf Meter hohen Reiterstandbild des Kaisers Wilhelms I., majestätisch thronte er über uns. Auch mir gebührt ein Denkmal, da ich es all die Jahre schon mit meinen Wurstverdienern ausgehalten und sie immer auf den richtigen Weg geleitet habe.

Hunde sind auf dem Gelände erlaubt, außer in geschlossenen Räumen, das Museum sparten wir uns daher und erklommen den Hauptturm getrennt. Von oben ist der Blick sehenswert, erstrecken sich doch das Kyffhäusergebirge, der Harz, die Goldene Aue und der Thüringer Wald zu allen Seiten. 247 Stufen galt es dafür zu überwinden, mit Sauerstoffzelten Ausruhmöglichkeiten auf einigen Etagen.

Wir trafen uns wieder vor der wohl bekanntesten, aus Sandstein gemeißelten Figur Friedrichs I., kurz Barbarossa, um uns die mitgebrachten Snacks schmecken zu lassen. Wir lauschten nach Raben (schnell nachzulesen in der Barbarossasage), die Schlacht zwischen Gut und Böse noch in weiter Ferne und frischten das Schulwissen per Schautafeln wieder auf. Beeindruckend schaute Kaiser Barbarossa auf unsere Sandwiche, gegessen hätte er sie damals sicher auch gern. Nach einer guten Stunde, lagen doch noch mindestens neun Kilometer vor uns, zogen wir über die Unterburg weiter, mit der Feststellung, dass die 8,50 Euro gut investiert waren. Hatten wir doch beim Essen gespart.

Es folgte ein Abschnitt mit 17 Prozent Gefälle, wie gut, dass wir uns für diese Richtung entschieden hatten. Nicht schwitzende (!) Wanderer kamen uns entgegen, fragten nach dem Barbarossaweg (auf dem wir gerade nicht wissend liefen), befanden mich für niedlich und mein Bellen als typisch Dackel. Nach ein wenig umherirren fanden wir schließlich den richtigen Weg über die Streuobstwiesen um Tilleda am Fuße des Kyffhäusers. Nächstes Ziel: Kautsberge, Fotohotspot gegenüber des Denkmals. Für meinen Vier-Pfotenantrieb kein Problem, für Frauchen, die in Schleswig-Holstein nur den Treppenanstieg kennt, eine Herausforderung. Zwölf Prozent Steigung, hier mit dem Spiel „noch zwanzig Meter bis zum nächsten Baumstamm“, danach drei Minuten atmen. Und so schafften wir es mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,5 h/km und viel Geschimpfe bis zum Aussichtspunkt. Der Blick und tolle Fotos entschädigten die Anstrengungen. Nach 17,4 Kilometern fielen wir uns in die Arme und ich genoss die Rückfahrt schlafend, genau wie der gute alte Kaiser.

HALLIG, HUND, HANDYABSTINENZ – DIE RUHE NACH DEM STURM

Hallo Nico, auf einer Hallig muss man sich für die Tagesgestaltung nur zwei Fragen stellen: raus oder nicht raus; links oder rechts herum. Der Sturm zog über Nacht weiter und der Morgen begrüßte uns mit einem wundervollen Sonnenaufgang.

Nach dem Frühstück konnte die Umrundung, auf Frauchens Wunsch, beginnen. Da das Anziehen der Wanderbekleidung mal wieder etwas mehr Zeit in Anspruch nahm, verschaffte ich mir einen Überblick über die örtlichen Begebenheiten. Im Mietvertrag stand, dass ich nicht auf den Sessel sollte, von der Fensterbank war nicht die Rede. Dort hatte ich den besten Platz und macht es mir bis zum Start gemütlich.

Während der ersten Kilometer, wir starteten rechts herum, bemerkte Frauchen, dass wir (also eigentlich Herrchen) ihren Wandersekt vergessen hatte. Um ihre Aufzeichnung per App, natürlich offline, nicht zu gefährden, wurde der Übeltäter zum Halligkaufmann geschickt und ein Treffen beim Fähranlieger vereinbart. Hier überbrückten wir die Zeit ein wenig mit Infotafeln. Nach einer gefühlten Ewigkeit und mehr Wissen über das Halligleben, begrüßte ich Herrchen überschwänglich, der nun wieder zu unserem Trupp stieß.

Die vierzehn Kilometer schnüffelte ich mich durch die Natur, musste für Fotos herhalten und teilte Frauchens Begeisterung für angeschwemmte Dinge nach der letzten Nacht. Kaputt, aber glücklich verbrachte ich den restlichen Tag mit Kauknochen und Fußbodenheizungsbaden. Frauchen verschwand nach draußen zum Fotografieren, das Licht und so. Ein wenig durchgefroren begrüßten wir sie mit Glühwein und Abendbrot und ich verschwand später wieder auf mein Fenster.

HALLIG, HUND, HANDYABSTINENZ – NOCH SIND WIR NICHT DA

– Werbung, durch Ortsnennungen –

Hallo Nico, das Abenteuer begann schon mit der Überfahrt. Durch ein kleines Sturmtief fiel bereits eine Fähre aus. Frauchen nicht ganz seefest „nur in Innenräumen ohne Fenster wäre es schlimm!“, schafften wir es dann doch gegen 13 Uhr und saßen pünktlich 13.10 Uhr im Bordbistro. „Hier sieht man die Wellen gut, das geht!“, inneres Kopfschütteln meinerseits. Zwei Glühweine und ein paar Handyfotos später erreichten wir Hallig Hooge.

Frauchen war ein wenig aufgeregt, ich weiß nur nicht, ob es am Glühwein oder der Onlineabstinenz lag. Eigentlich wollten wir zur Unterkunft laufen, aber unser Vermieter stand schon zur Abholung parat. Wir genossen ein wenig Sightseeing, vorbei an der Kirchwarft, der Shoppingmeile und der Schule. Dort war gerade Schulschluss und die Kinder von den Eltern abgeholt, „Rush Hour praktisch“, witzelte unser Vermieter. Bei gut 100 Halligbewohnern alles sehr überschaubar und nach fünf Minuten waren wir auch schon an unserem Ferienhaus.
Schnell ausgepackt und schon ging es Richtung Halligkaufmann. Da es begrenzte Öffnungszeiten, gerade während der Nachsaison, gibt und man sich dem Wetter anpassen sollte, erreichten wir nach ungefähr dreißig Minuten, den kleinen, aber gut sortierten Markt. Aufgrund unseres begrenzten Rucksackvolumens, überlegten wir bewusst, was wir wirklich brauchen. Frauchen freute sich über die bereits gemachten Fotos. „Das Licht!“ sprach es vom hinteren Wanderposten, während ich die Gegend erschnüffelte. Sie hätte so gern einige Bilder veröffentlicht, was jedoch zwecks ihrer selbst aufgelegten Abstinenz nicht ging. Innere Unruhe und ein wenig Frust über vergessene Dinge beim Einkauf machten sich breit. Ja, so ohne Internet hat man viel Zeit zum Nachdenken.

Gegen 23 Uhr und einer letzten kurzen Gassirunde ging sie noch einmal allein nach draußen. Bewaffnet mit Stirnlampe, da es hier keine Straßenbeleuchtung gab, verzog sie sich mit der Kamera. Absolute Dunkelheit und sternenklar, aber das sollte sich bald ändern.

FAZIT EINES REISENDEN

Hallo Nico, Frauchens Projekt: Städte & Meer (ich möchte hierfür keine Abkürzung verwenden…) habe ich mehr oder weniger unversehrt überstanden. 7 Ziele, 7 Tage und 168 Stunden mit meinen Wurstverdienern haben aus mir einen anderen Dackel gemacht.
Aber ich habe es geschafft und gehe mit folgendem Fazit aus diesem Projekt:

– Frauchen hat genug Mützen für eine Woche
– wir sollten zu Beginn immer auf ein Navi schauen, bevor wir einen Kilometer in die falsche Richtung laufen
– wenn im Internet steht, es ist geöffnet, muss es nicht geöffnet sein
– 10 Stunden Schlaf reichen definitiv nicht für mich
– Sandwich schmeckt auch ungetoastet
– wir benötigen eine zweite Thermoskanne für mehr Glühwein
– ich habe ein graues Haar mehr.

Nach diesen 7 Tagen und 85.038 Menschenschritten sind wir doch noch mehr zusammengewachsen. Wir haben die gemeinsame Zeit so genossen, das kann uns keiner nehmen. Nur die Frage „was habt ihr in eurem Urlaub alles gemacht?“ sollte bitte niemand Frauchen stellen, denn sie würde so beginnen: „Hallo Nico,…“