*Wandern für Klugscheißer Wissbegierige

Hallo Nico, Urlaubszeit heißt bei uns Wanderzeit. Frauchen wäre nicht Frauchen, wenn sie eine Sightseeing-Tour nicht mit einer kleinen Lost Place Tour verbinden würde. Da beide Gebäude bekannt sind, werden wir sie auch beim Namen nennen.
Beginnen wir aber mit dem Wahrzeichen der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, dem Schloss mit seiner großen Gartenanlage. Einst Sitz der mecklenburgischen Herzöge, beherbergt es heute den Landtag und das Schlossmuseum. Wir starteten gegen 9 Uhr ganz in der Nähe und freuten uns über einen fast leeren Park. Kurz überlegten wir uns das Schloss in den Morgenstunden genauer anzusehen, aber da Frauchen auf einer geplanten Tour sehr unflexibel ist, befolgten wir ihren Anweisungen. Großer Fehler, wie sich später noch herausstellen sollte. Eine kleine Fototour war trotzdem drin und somit ging es mit den ersten Schlossaufnahmen entlang des Schweriner Sees.

Da der ansässige Segelclub seine Gebäude nah am Wasser hat, folgten wir dem Franzosenweg ohne Blick auf den See. Namensgeber der Straße waren die französischen Kriegsgefangenen, die um 1870 einen Wegabschnitt am Ufer bauen mussten.
Plötzlich bogen wir nach rechts ab, weil die App es so sagte und Frauchen ihr nur selten widersprach. Belohnt wurden wir mit einem Weg auf Stegen durchs Moor, angelegt für die BUGA, die 2009 hier stattfand. Am Ende erreichten wir den Aussichtspunkt mit dem Namen „Adebors Näs.“ Ich posierte für Fotos und nahm ein Bad im sehr sauberen See.

Wir folgten dem Weg vorbei an prachtvollen Villen, dem Schweriner Zoo und einem Kletterwald. Schon von weitem war unser erster Lost Place gut zu erkennen, die blauen Markisen machten es unverkennbar.

Aus dem Franzosenweg wird im Ortsteil Zippendorf die klangvolle Straße „Am Strand“. Mit direktem Strandzugang und bester Lage erfüllte das Strandhotel eigentlich alle Voraussetzungen für eine gelungene Unterkunft. Aber fast 20 Jahre Leerstand belegen das Gegenteil. 1911 mit 65 Zimmern erbaut, überlebte es 2 Weltkriege und die DDR. Nach der Sanierung verfügte es nur noch über 26 Zimmer und musste schließlich 2004 wegen zu wenig Einnahmen und Besuchern schließen. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und die Stadt die markante Ansicht erhalten möchte, wird es wohl schwierig, das Hotel zu altem Glanz zu verhelfen.

Keine 100 Meter entfernt, thront über dem Strand das nächste verlassene Gebäude mit der perfekten Anschrift: „Am Strand 1“.

Hier befindet sich ein ehemaliges Kurhotel, das seit 1990 leer steht und immer wieder durch wechselnde Eigentümer auf fehlt. Es hatte prominente Übernachtungsgäste, war Lazarett, Flüchtlingsunterkunft und Wohnheim für Sportler, die Zukunft ist jedoch ungewiss. Blaue Planen auf Teilen des Daches, die man auch via Maps sehr gut erkennen kann, waren wahrscheinlich ein zaghafter Versuch, dem weiteren Verfall ein wenig entgegenzuwirken.

Mit einem rundum zufriedenen Frauchen machten wir uns auf den Rückweg Richtung Schloss, entlang des Fauler Sees.
Es war Mittag, die Sonne schien und hier lag unser Problem, Touristenströme. Selbst Tourist, aber ohne Instagram Account, wollten wir doch einfach nur Aufnahmen vom Schloss und Burggarten.

Somit schoben wir uns an den Massen fotowütiger Influencer (Bin ich eigentlich auch einer? Ein sogenannter Charlencer, das wäre vielleicht ein Beitrag wert?!) vorbei. Wenn wir schon kein Foto ohne Menschen bekamen, sollten diese auch kein Foto ohne uns bekommen. Wir versuchten uns in einige Bilder zu schieben und umrundeten die Schlossinsel im Schnelldurchlauf, nahmen Statuen und die künstlich errichtete Grotte mit, bis es über die Schlossbrücke zurück in die ebenfalls überfüllte Innenstadt ging.

Leider bekamen wir hier keine kleine Schneekugel der Stadt und somit fehlendes Objekt in Frauchens Sammlung. Sie hat es jedoch ganz gut verkraftet, bekam sie doch tolle Fotos ihrer recherchierten Lost Places. Eine Stunde Autoschlaf und ein getrocknetes Rinderohr waren meine Highlights, und somit eine nervfreie Zeit meinerseits für beide Wurstverdiener.
