HALLIG, HUND, HANDYABSTINENZ – ABSCHIED UND ABREISE

Hallo Nico, unser kleiner Aufenthalt näherte sich dem Ende und wir verbrachten den letzten Tag, wetterbedingt, vor allem im Haus. Auf einer Hallig hat man von fast überall einen Blick auf das Meer, unsere Unterkunft war einer davon.

Mir war das ganz recht und somit döste ich, außer ein paar dringlicher Notwendigkeiten, vor mich hin. Dabei verschlief ich die Aufräumaktion meiner Wurstverdiener, aber ich kann den beiden ja nicht immer behilflich sein.
Ein letztes Mal ging es in die stockfinstere Nacht, Frauchen schaltete ihre Lampe aus, um diese Stille zu genießen. Der ein oder andere Vogel scheuchte sie dann doch auf und ich kam endlich in mein gemütliches Schlafgemach.

Am Abreisetag wurden wir wieder zum Anlieger gebracht und Frauchen bekam die ein oder andere Frage noch beantwortet. Auf der Fähre nahmen wir unseren bereits bekannten Platz wieder ein. Ganz ohne Wellengang, dafür mit etwas Gebelle vom Nachbartisch, legten wir wieder auf dem Festland an.
Zu Hause angekommen, nahm ich die Wohnung wieder in Beschlag und Frauchen schaltete nach vier Tagen ihr Handy wieder online. 67 Mails plus 31 im Spam und wieder keine Gratisfutterprobe für mich waren das Ergebnis. Fast alle hat sie, ohne zu lesen, gelöscht. Sie sollte endlich mal ihre unwichtigen Newsletter abbestellen, aber da gäbe es immer mal Coupons, natürlich nicht für Hundefutter.

Schon nach kurzer Zeit merkten wir auch, dass uns die Hallig jetzt schon fehlte. Die Ruhe, die Natur, die wenigen Einkaufsmöglichkeiten und nicht zu vergessen, das Licht! Wir werden auf jeden Fall wiederkommen und dieses Mal ein wenig länger.

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HALLIG, HUND, HANDYABSTINENZ – DIE RUHE NACH DEM STURM

Hallo Nico, auf einer Hallig muss man sich für die Tagesgestaltung nur zwei Fragen stellen: raus oder nicht raus; links oder rechts herum. Der Sturm zog über Nacht weiter und der Morgen begrüßte uns mit einem wundervollen Sonnenaufgang.

Nach dem Frühstück konnte die Umrundung, auf Frauchens Wunsch, beginnen. Da das Anziehen der Wanderbekleidung mal wieder etwas mehr Zeit in Anspruch nahm, verschaffte ich mir einen Überblick über die örtlichen Begebenheiten. Im Mietvertrag stand, dass ich nicht auf den Sessel sollte, von der Fensterbank war nicht die Rede. Dort hatte ich den besten Platz und macht es mir bis zum Start gemütlich.

Während der ersten Kilometer, wir starteten rechts herum, bemerkte Frauchen, dass wir (also eigentlich Herrchen) ihren Wandersekt vergessen hatte. Um ihre Aufzeichnung per App, natürlich offline, nicht zu gefährden, wurde der Übeltäter zum Halligkaufmann geschickt und ein Treffen beim Fähranlieger vereinbart. Hier überbrückten wir die Zeit ein wenig mit Infotafeln. Nach einer gefühlten Ewigkeit und mehr Wissen über das Halligleben, begrüßte ich Herrchen überschwänglich, der nun wieder zu unserem Trupp stieß.

Die vierzehn Kilometer schnüffelte ich mich durch die Natur, musste für Fotos herhalten und teilte Frauchens Begeisterung für angeschwemmte Dinge nach der letzten Nacht. Kaputt, aber glücklich verbrachte ich den restlichen Tag mit Kauknochen und Fußbodenheizungsbaden. Frauchen verschwand nach draußen zum Fotografieren, das Licht und so. Ein wenig durchgefroren begrüßten wir sie mit Glühwein und Abendbrot und ich verschwand später wieder auf mein Fenster.

HALLIG, HUND, HANDYABSTINENZ – STRUMTIEF DANIEL

Hallo Nico, wir alle hatten diese Nacht sehr gut geschlafen. Nur Vogelgezwitscher, ein wenig Wind und Meeresrauschen machten es möglich, und natürlich die Onlineabstinenz.
Leider meldete sich mein Körper schon recht früh und holte Frauchen damit aus dem Bett. Dafür schlummerten wir danach alle noch einmal und genossen, später als gewöhnlich, unser Frühstück mit Nordseeblick und Wetterbericht. Ein Orkantief bis Windstärke 11 sollte es geben. Wenn Hallig, dann richtig und die ersten Vorboten waren deutlich zu spüren. Alle Proteste halfen nichts und ich wurde erneut zum Einkaufen mitgeschleift. Bei Sturm wollten wir genug Essen und vor allem Trinken im Ferienhaus haben.

Da Frauchen nach unserer Rückkehr Mitleid mit mir hatte, wurde ich trockengeföhnt. Spaß ist etwas anderes. Ich baute mir meine eigene Warft aus Decken und verbrachte den Nachmittag mit Schlafen. Meine Wurstverdiener erlaubten mir sogar ohne Leine und Aufsicht vor die Tür zu gehen. Diese kleinen Ausflüge verkniff ich mir aber schnell, da es doch zu sehr an gewissen Körperstellen zog.
Den Rest des Tages verbrachte Herrchen am Handy und Frauchen mit Schreiben, klassisch mit Stift und Papier, den Blick nach draußen, wo keiner sein wollte.

HALLIG, HUND, HANDYABSTINENZ – NOCH SIND WIR NICHT DA

– Werbung, durch Ortsnennungen –

Hallo Nico, das Abenteuer begann schon mit der Überfahrt. Durch ein kleines Sturmtief fiel bereits eine Fähre aus. Frauchen nicht ganz seefest „nur in Innenräumen ohne Fenster wäre es schlimm!“, schafften wir es dann doch gegen 13 Uhr und saßen pünktlich 13.10 Uhr im Bordbistro. „Hier sieht man die Wellen gut, das geht!“, inneres Kopfschütteln meinerseits. Zwei Glühweine und ein paar Handyfotos später erreichten wir Hallig Hooge.

Frauchen war ein wenig aufgeregt, ich weiß nur nicht, ob es am Glühwein oder der Onlineabstinenz lag. Eigentlich wollten wir zur Unterkunft laufen, aber unser Vermieter stand schon zur Abholung parat. Wir genossen ein wenig Sightseeing, vorbei an der Kirchwarft, der Shoppingmeile und der Schule. Dort war gerade Schulschluss und die Kinder von den Eltern abgeholt, „Rush Hour praktisch“, witzelte unser Vermieter. Bei gut 100 Halligbewohnern alles sehr überschaubar und nach fünf Minuten waren wir auch schon an unserem Ferienhaus.
Schnell ausgepackt und schon ging es Richtung Halligkaufmann. Da es begrenzte Öffnungszeiten, gerade während der Nachsaison, gibt und man sich dem Wetter anpassen sollte, erreichten wir nach ungefähr dreißig Minuten, den kleinen, aber gut sortierten Markt. Aufgrund unseres begrenzten Rucksackvolumens, überlegten wir bewusst, was wir wirklich brauchen. Frauchen freute sich über die bereits gemachten Fotos. „Das Licht!“ sprach es vom hinteren Wanderposten, während ich die Gegend erschnüffelte. Sie hätte so gern einige Bilder veröffentlicht, was jedoch zwecks ihrer selbst aufgelegten Abstinenz nicht ging. Innere Unruhe und ein wenig Frust über vergessene Dinge beim Einkauf machten sich breit. Ja, so ohne Internet hat man viel Zeit zum Nachdenken.

Gegen 23 Uhr und einer letzten kurzen Gassirunde ging sie noch einmal allein nach draußen. Bewaffnet mit Stirnlampe, da es hier keine Straßenbeleuchtung gab, verzog sie sich mit der Kamera. Absolute Dunkelheit und sternenklar, aber das sollte sich bald ändern.

LIZENZ ZUM JAGEN – 02.12.2020

Hallo Nico, heute ging es in die Gemeinde Nordstrand auf eine Nordseehalbinsel. Angekommen auf dem Parkplatz gleich am Deich, auf dem wir uns vor lauter Autos kaum entscheiden konnten, welchen Platz wir nehmen, ging es mit vollster Überzeugung mal wieder in die falsche Richtung. Zum Hafen, doch nach fast einem Kilometer sah es so gar nicht nach Zivilisation aus. Schnell aufs Handy geschaut und in die richtige Richtung gelaufen. Die beiden wären ohne diese neue Technik absolut aufgeschmissen und ich weiß nicht, wo wir des Öfteren gelandet wären.
Durch den Nebel konnte man leider nicht ganz bis zu den Halligen schauen, nur dessen Umrisse am Horizont sehen. Das heutige Highlight war diese unglaubliche Stille, die uns förmlich anschrie. Mich zumindest Frauchen lautstark, als ich meinem Jagdinstinkt folgend, den Wildenten hinterherjagte. Dabei zog ich meine Schleppleine durch Matsch und Schlamm um diese anschließend wieder in Frauchens Hände zu legen.

An der kleinen Promenade am Norderhafen bildeten wir uns kurz mit der Feststellung weiter, dass wir ohne den Nebel wohl auch den Leuchtturm von Pellworm gesehen hätten. So mussten wir uns nur mit dem sprechenden Relief der Umgebung zufriedengeben. Durch das kostenfreie Fernglas konnte Frauchen mal wieder nichts erkennen und somit machten wir uns auf den Rückweg. Zweite Runde Entenjagd, aber Frauchen war vorbereitet und somit gab ich mich vorerst mit meinem heutigen Schicksal zufrieden. Für mich war es ein recht zufriedenstellender Tag, ich konnte mich austoben und auf Frauchens Schoß die Rückfahrt genießen. Wir machten nur einen kurzen Zwischenstopp an einer Milchtankstelle im malerischen Dörfchen England und ließen den Tag somit doch noch international ausklingen.

IN KUDDELIGER MISSION – 30.11.2020

Hallo Nico, Tag 3, Regen wurde angesagt und Frauchen schwächelte ein wenig mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Da wir den Strand in Dagebüll gezogen hatten, mussten wir nicht allzu früh aufstehen, was wir gegen 9 Uhr auch taten. Noch „schnell“ zur Post, 4 Sorten Halsbonbons und ein paar frische Brötchen später, saßen wir im Auto.
Kurz vor 12 Uhr erreichten wir den Inselparkplatz, durch die menschenleere Feriendorfsiedlung, vorbei an geschlossenen Geschäften und Kaffees bis hin zum Fähranlieger Richtung Föhr. Der Wind fegte ziemlich übers Land und Frauchen musste lernen, trage niemals eine Bommelmütze mit großer Angriffsfläche an der Nordsee. Übrigens genau jene berühmte Bommelmütze, die ich vor einiger Zeit aus dem Verkehr gezogen hatte.

Wir liefen über den Deich und haben zwei Mal eine Lore gesehen, das heutige Highlight. Meins hingegen waren die vielen Schafskuddeln, die ich genüsslich aufsog. Sehr zum Entsetzen von Frauchen, die mir nun das Abendessen um mindestens 10 Prozent kürzte.
Von Wind und Halsschmerzen gebeutelt ging es noch rechtzeitig zum Auto, ehe der Regen bis hin zu leichtem Schneeregen einsetzte. Eine eher kurze Runde mit nicht mal 10.000 Schritten, aber mindestens 100 Kuddeln in meinem Bauch.

LIEBESGRÜSSE AUS BÜSUM – 29.11.2020

Hallo Nico, diverse Hundeexperten raten dazu, den Hund nicht zu vermenschlichen. Dabei bin ich so viel menschlicher als manch Mensch. Sonntag, der Wecker klingelte 7:30 Uhr, eine wahrlich unsonntagliche Uhrzeit, aber wir haben am Vorabend unser nächstes Ziel, Heide gezogen. Das liegt laut Navi eine gute Stunde von hier entfernt und da wollten wir nicht allzu spät unser Ziel erreichen. Nachdem meine Wurtsverdiener dem Weckerterror folgend das warme Schlafgemach verlassen hatten, verbuddelte ich mich in dieses zurück. Brötchen- und Wurstgeruch beendeten meinen längeren Schlaf dann doch.
Der zweite Tag, nun für uns schon Routine im Sandwich schmieren und Glühwein erhitzen, konnte beginnen. Gegen 10 erreichten wir unseren Parkplatz und dann ging es quer durch die Stadt. Erstes Ziel war der Wasserturm, beliebtes Fotomotiv, jedoch nur Heiratswilligen zugänglich. Nach vielen tollen (gestellten) Fotos, Plüschteddy 24 dieses Mal nicht vergessen, ging es Richtung Marktplatz, laut Recherche der größte Deutschlands, vorbei an einem Punkt der digitalen Stadtführung. Schnell QR-Code eingescannt und sich weitergebildet, gut erst einmal gespeichert zum später nachlesen und freuen.

Highlight: ein beleuchtetes Einhorn, wie schnell ein Frauchen doch zu begeistern ist. Weiter ging es zum Brahms-Haus, den Namen kennt sie nur aus einem Horrorfilm, ich bin mit Kulturbanausen unterwegs, zurück zum Parkplatz. Das Sandwich futternd im Auto und den Tag noch nicht abschließen wollend, entschlossen wir uns in das ca. 20 Minuten entfernte Büsum zu fahren.
Dort bewunderten wir den Baufortschritt der neuen Hotelanlage und ließen uns kurz mit Rostbratwurst und einer Viertelscheibe (!) Toastbrot im Hafen nieder. Meerblick musste auch sein und da gerade Flut, auch gut zu sehen. Nach kleiner Städterunde, schon auf dem Rückweg, passierte das unglaubliche. Mein Frauchen ließ alles stehen und liegen, auch mich. Sie machte Geräusche, die ich zum letzten Mal hörte, als ich ein Welpe war und es um mich ging. Aber hier ging es um ein schwimmendes Etwas mit großen Kulleraugen. Ich war vergessen, wofür sie sich bei mir noch entschuldigte. Diese Etwas, eine Robbe, würde sie so sehr an mich erinnern, nur in lieb. Vielen Dank für diesen Tag voller Emotionen, den ich nun endlich wohlverdient im Bett ausklingen lassen kann, Frauchen wird wohl nicht von mir träumen.

STURMFREI

Hallo Nico, heute habe ich eine wichtige Lektion gelernt: sturmfrei ist nicht gleich sturmfrei.

Wir hatten frei, von Herrchen, da dieser familienbedingt am Wochenende nicht zu Hause war. Da Frauchen ein Bewegungslegastheniker ist, konnte es nur ein ruhiges Wochenende zwischen Napf und Couch werden, dachte ich.

6.15 Uhr klingelte der Wecker. Gut, vielleicht muss sie zur Arbeit, hieße noch mehr Ruhe. Aber als ich demonstrativ auf mein „ihr-verlasst-das-Haus-Leckerli“ wartete, machte mich Frauchen gassifertig. Eine kleine Runde an der Nordsee sollte es werden. Strand, Möwen, das könnte lustig werden, Wind und Regen standen nicht auf meinen Plan. Da Frauchen Ebbe und Flut ein wenig unterschätzt hatte, schafften wir unsere 8 km in rekordverdächtigen 2 Stunden und 5 Minuten. Von Sturm und Wasser gezeichnet, genoss ich die Rückfahrt im warmen Auto, mein sturmfrei hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.