AUF DEN SPUREN DER EIGENEN VERGANGENHEIT

kleine Lost Place Tour, Werbung durch Ortsnennungen

Hallo Nico, lieber Charly, der du aus Sicherheitsgründen zu Hause bleiben musstest, heute erzähle ich euch von einer Tour, mit der auch ich ein wenig verbunden bin. Mein Dank geht an das Team von go2know, durch die uns dieses Erlebnis in die Vergangenheit ermöglicht wurde.

Es sei kurz erwähnt, dass ich diesen Foto-Ausflug selbst bezahlt habe und die Werbung durch Namensnennungen aus Überzeugung erfolgt.

Hunde sind auf dieser Tour übrigens erlaubt, da schnüffeln und buddeln aber zu Charlys Grundausstattung gehören, haben wir ihn lieber zu Hause gelassen.

Der Unmut der Einwohner von Bad Berka hat sich nie wirklich gelegt, da die Verunsicherung der Bevölkerung gegenüber der Krankheit Tuberkulose zu etlichen Rückgängen der Badegäste im Hotel- und Kureinrichtungsbetrieb der Stadt führte.
Als Kind erzählte mir mein Opa immer, dass er in München zur Kur war. Dass er nicht die große Stadt im Süden Deutschlands meinte, war mir ziemlich egal. Für ihn damals gesundheitlich von Bedeutung, für mich heute Lost Place.
Über die Geschichte des Gebäudes gibt es unzählige Beiträge im Netz, ich möchte heute vorrangig von meinen persönlichen Eindrücken berichten.
Wir parkten hinter dem großen Fachwerkhaus, dessen Hauptgebäude knapp 10.500 m² umfasst. Es gibt zahlreiche Nebengebäude und ein riesiges Grundstück, mit einer Gesamtgröße von rund 225.000 m². Mein Opa war Ende der 70er Jahre für 7 Monate selbst Patient und die Sophienheilstätte als Abteilung für Urologie und Orthopädie diente.

Unsere kleine Gruppe von 12 Leuten traf sich auf der Rückseite. Nach ein paar Informationen und kleiner Sicherheitsbelehrung ging es durch einen unscheinbaren Eingang ins Gebäude. Viel Schutt und Dunkelheit begleiteten uns durch die ehemalige Küche zum ersten Treppenhaus, in dem wir uns trennten und jeder 6 Stunden für seine eigene Tour hatte.

Mit Lageplan bewaffnet schlenderten wir durch den ersten Korridor, in dem alle Türen geöffnet waren, dass einer typischen Horrorszene glich. Was uns besonders ins Auge fiel, waren die vielen Graffiti, zum größten Teil nicht Mal gut und ziemlich sinnfrei. Ärztliche Gegenstände suchte man hier vergebens, eine volle Bierkiste hätten wir wahrscheinlich locker zusammen bekommen.

Die kleine Kapelle betraten wir von unten, die Empore später und nach längerem Suchen.

Viele Fenster waren verriegelt und nur wenig Licht fiel in diesen Teil der Räume. Genau dieses Licht und frische Luft waren damals wichtige Werkzeuge zur Bekämpfung der heimtückischen Lungenkrankheit. Daher waren alle Patientenzimmer zur Südseite ausgerichtet, in jedem riesige Fenster zum Schieben mit Blick auf den Thüringer Wald.

Heute sind viele Zimmer Teil der Natur geworden, Efeu und andere Pflanzen teilen sich den Platz mit Sanitärvorrichtungen und abgeblätterten Tapeten. Wir trafen einen der Tourguides auf dem Flur und kamen ins Gespräch, Fragen wurden beantwortet und wir fachsimpelten über andere Lost Places.

Jede Zimmertür enthielt am oberen Rand zwei kleine Glasbausteine. Da die Krankenschwestern wahrscheinlich schon damals keine Riesen waren, dienten diese Aussparungen der Nachtwache zur Kontrolle, ob das Licht aus war. Auch die Frage nach den Betten ließ sich an der Anzahl der Rufknöpfe selbst beantworten.

Da uns die Kälte und Feuchte bald in den Knochen steckte, zogen wir weiter und achteten auf die kleinen Hinweise des Guides.

Heute selbstverständlich, damals eher Luxus, die Toiletten, die sich in Viererkabinen am Ende eines jeden Ganges befanden. Über die Treppenhäuser, übrigens alle aus Stein und sehr stabil, gelangten wir in die oberen Etagen bis in den Dachstuhl.

Dieser war sehr gut erhalten, nur das ein oder andere Loch ließ uns vorsichtig zu den Fenstern gehen, von denen wir einen tollen Blick über den Wald hatten.

Zurück ging es durch einen engen Gang, auf beiden Seiten weitere ehemalige Mitarbeiterzimmer.

Die Größe des Gebäudes machte es uns manchmal schwer, den Überblick zu behalten, obwohl der Aufbau auf allen Etagen gleich war. Somit hieß es erstmal, ab in den Keller, wo sich ein kleines Schwimmbad, die dazugehörigen Umkleiden und weitere Heizungsräume befanden.

Fotografisch nicht ganz so interessant zog es uns wieder in den oberen Bereich, den ein und anderen ausgelassenen Ort nachholen. Dazu zählten die Ärztezimmer, Balkone und kleine Kapelle im Mitteltrakt.

Auf dem Außengelände, aber nicht zugänglich, befand sich noch ein Konsum, eine ehemalige Werkstatt und Heizhaus, welches als Krematorium genutzt wurde, sowie weitere Mitarbeiterunterkünfte.

Nach fast 6 Stunden verabschiedeten wir uns als letzte vom Team go2know, und machten uns auf den Heimweg. Die Eindrücke waren groß, die Körper leicht unterkühlt, die Akkus fast leer, aber im Herzen glücklich.
Es sei noch zu sagen, dass wir zu keinem Zeitpunkt ein ungutes Gefühl hatten, da das Gebäude häufig als Gruselklinik betitelt wird.

Die Atmosphäre einer solchen Heilstätte ist unglaublich interessant, auch immer im Hinterkopf, dass hier kranke Menschen auf Heilung hofften, nicht immer mit Erfolg. Für meinen Opa waren sie Hoffnung und Erfolg und ich dankbar auf seinen Spuren durch die nun verlassenen Gänge zu wandern.

Danke für all die Geschichten, die du mir erzähltest, wir vermissen dich.

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WfW*: MÜNCHEN – KRANICHFELD

*Wandern für Klugscheißer Wissbegierige

Hallo Nico, auf unserer Tour durch das kleine Norwegen Thüringens lernten wir bereits, dass ein Ort nicht immer dort ist, wo man zu wissen glaubt. Thüringen scheint ein gutes Bundesland für namentliche Doppelgänger zu sein. Nicht nur den Schwarzwald findet man hier, auch München ist nur ein Katzensprung entfernt und Startpunkt unserer Jubiläumsrunde am wohl bekanntesten Lost Place der Region. Jubiläumsrunde, da es Frauchens 100. Tour seit dem 25.08.2019 war, sagte die App. Ich sage, Frauchen wollte einfach nur bestimmen, wo es hingeht. Glückliches Frauchen, bedeutete glückliche Mitwanderer und ein weiterer Grund zum Anstoßen.

Nach dem ersten kleinen Anstieg und die Begeisterung für eines der größten noch erhaltenen Fachwerkhäuser Europas mussten wir ein wenig Luft holen. Diese frische Luft und Abgeschiedenheit inmitten eines kleinen Waldes oberhalb der Stadt waren einer der Gründe für den damaligen Standort. Ein weiterer war die Angst der Bevölkerung vor der gefürchteten Krankheit, die man auch als weißer Tod bezeichnete. Weiß und leblos, so sah die durch Tuberkulose zerstörte Lunge auf einem Röntgenbild aus. 1898 als zweistöckiges Gebäude mit einer Kapazität von 80 Betten erbaut, kam es schnell an seine Auslastung und wurde bereits ein Jahr später um einen zweiten Flügel erweitert. 1911/1912 erfolgte eine weitere Aufstockung um zwei Etagen auf 200 Betten und ist bis heute in dieser Form erhalten.

Der Lungenarzt Prof. Dr. Adolf Tegtmeier übernahm 1934 die Leitung der Sophienheilstätte und sorgte nach Weltwirtschaftskrise und der damit verbundenen halben Belegung wieder für positive Erfolge.
Während des Krieges blieb das Gebäude von Bombenangriffen verschont, wohl auch weil es mit einem riesigen roten Kreuz auf dem Dach gekennzeichnet war. Dr. Tegtmeier verhinderte zudem die Umwandlung in ein Kriegslazarett.
Durch den medizinischen Fortschritt wurden viele Lungenheilstätten überflüssig. 1966, als 5. Herzzentrum der DDR anerkannt und auch die Auslagerung der Orthopädie und Urologie in die Sophienheilstätte konnten den Betrieb auf Dauer nicht retten. 1992 bis 1994 wurden die Abteilungen an einen anderen Standort, der heutigen Zentralklinik Bad Berka, verlegt und das beeindruckende Fachwerkhaus geschlossen.

Dr. Tegtmeier ist heute Ehrenbürger der Stadt Bad Berka und führte als einer der ersten Thüringer Ärzte die Chemotherapie ein. Ende 1966 ging er erst mit 72 Jahren in den Ruhestand und verstarb 1975.
Das Gebäude besichtigten wir nur von außen, sein riesiges Gelände wird uns aber bald zurückkommen lassen, in Form einer offiziellen Fototour, dann auch mit Foto von innen, seid gespannt.

Da wir hiermit nun einen kleinen Teil für alle Wissbegierigen abgehakt haben, führten wir unsere Wanderung fort. Wir verließen das thüringische München, überquerten die Ilm und wanderten oberhalb des Flusses Richtung Tannroda.

Dort erreichten wir nach ca. 5 Kilometern die St. Michael-Kirche mit Burg auf dem 300 Meter hohen Lindenberg. Wir näherten uns der Ruine, dessen Turm man von 9 bis 18 Uhr kostenlos (um Spenden wird gebeten) besichtigen kann. Vom Aussichtssturm hatte man einen tollen Blick auf die kleine Stadt, ich genoss den Anstieg auf Frauchens Arm und war froh, die vielen Stufen nicht selbst laufen zu müssen. Ich sage nur, der Dackel und sein Personal.

Nach ein bisschen Sightseeing nutzten wir die Stühle am Ende des noch erhaltenen „blauen Schlosses“ für ein kleines Jubiläumsmittagessen. Dort verbrachten wir eine gute halbe Stunde, nichts ahnend, dass der anstrengendste Teil noch vor uns lag. Gut gestärkt, mit ein wenig zu viel Essen und einem Fehlkauf in Sachen FLEISCHbällchen im Bauch, wanderten wir die nächsten 3,5 Kilometer über unendliche Felder.

Die App sagte Ilmtalblick, wir sagten „Frauchen wir hassen dich“. Vom Ruhmberg blickten wir ins Tal und auf das Oberschloss Kranichfeld, endlich wieder Zivilisation. Dieses Schloss lag eigentlich auf unserer ursprünglichen Route, aber 1,5 Kilometer mehr mit einem Anstieg von 17 Prozent hätten mich zu einem Scheidungshund gemacht

Kurz vor der Niederburg befindet sich ein Adler- und Falkenhof, dessen Tiere wir nur aus der Ferne bestaunten. Besagte Burg ist ebenfalls eine Höhenburg, die nur zur Unterscheidung, des nicht besuchten etwas höher gelegenen Oberschlosses, diesen Namen erhielt. Dort bogen wir, auch hier ohne Besichtigung, scharf links ab. Eine weitere Ilmquerung konnten wir uns sparen, es gab nur ein Foto der kleinen Holzbrücke, die über den Fluss führte und wir begannen unseren Rückweg. Ohne Abstecher über Felder und fast auf geradem Weg wanderten wir an der Ilm wieder zurück Richtung Tannroda und folgten kurz dem Mühlgraben. Hier befand sich ein zurückgebautes Wehr, es diente der Speisung des Grabens, welches als Energie- und Wasserlieferant für die ehemalige Papierfabrik benutzt wurde.

Frauchen warnte uns, „kurz vor Schluss gäbe es noch einen steileren Abschnitt“, den die Menschen unproblematisch und elegant auf allen Vieren meisterten. Eine letzte kurze Verschnaufpause machten wir an der Wilhelm-Ernst-Hütte. Zur linken befand sich ein Felsen „zum Gedenken an Oberförster Batsch“ und weiterhin meine Idee, auch mir einen Gedenkstein zu errichten, musste ich immerhin weitere 1,4 Kilometer bis zum Ziel aushalten. Somit beendeten wir diese Wanderung mit vollen Bäuchen, strahlenden Frauchenaugen und freuen uns auf die nächsten einhundert Touren.

Werbung durch Ortsnennungen, die zu sehenden Marken unserer verwendeten Lebensmittel wurden von meinen Wurstverdienern und meinem Dackelkonto aus eigenen Mitteln erworben

DAS NORWEGEN DES KLEINEN HUNDES

– Werbung, durch Ortsnennungen –

Hallo Nico, da unser nächster Norwegenaufenthalt noch ein wenig in der Ferne liegt, musste das kleine Norwegen in Thüringen herhalten.

Nach Lost Place und emotionaler Tour im Kyffhäusergebirge sollte es nun Flachland und Wasser sein, beides zu finden an der Ohratalsperre in Luisenthal. Diesen ca. 14 Kilometer langen Rundwanderweg kannte Frauchens Schwester von anderen Eltern bereits und wir folgten diese Mal unserem menschlichen Navi, gefolgt von Herrchen, der somit den männlichen Teil unsere Gruppe ausglich. Aber Frauchen wäre nicht Frauchen, wenn sie sich nicht schon vorab informiert und mögliche Fotohotspots herausgefunden hätte. Wir starteten im Schwarzwald. Moment, Schwarzwald in Thüringen? Auch für nicht Geografiebegeisterte dürfte da etwas nicht stimmen. Der kleine Ortsteil, nahe Luisenthal, heißt wirklich so und bildete den Startpunkt unserer Wanderung. Wir erglommen, wie sollte es anders sein, über eine steile Abkürzung den ersten Abschnitt. Vorbei am Imbiss belohnte uns hier schon der Stausee mit einem tollen Fotomotiv, das würde eine zeitlich lange Wanderung werden.

Für den nächsten Ausblick und erster Wandersektpause war Frauchen vorbereitet, das Bild schon im Kopf, gehorchten wir ihren Anweisungen. Das Ergebnis seht ihr hier:

Der Stausee wird vor allem zur Trinkwassergewinnung genutzt und versorgt um die 400.000 Einwohner in Mittelthüringen, somit gilt hier absolutes Bade- und Betretungsverbot. Für mich als zugezogener Küstendackel schwer zu akzeptieren, aber absolut nachvollziehbar. Ich erfreute mich am Wald und der fjordähnlichen Landschaft. Frauchen, ungebremst von einem Motiv zum nächsten, hätten wir für die nächsten Stunden getrost allein zurücklassen können. Aber da sich ein Großteil unseres Proviants in ihrem Rucksack befand, passten wir gut auf sie auf. Schon nach den ersten Kilometern mussten wir uns immer wieder anhören, wie schön es hier ist und sie unbedingt erneut hier herkommen wolle. Kann sie machen, ich werde mich in dieser Zeit auf der Couch erfreuen.

Somit wanderten wir oberhalb des Stausees, der eine Durchschnittstiefe von 20 Metern besitzt und ca. 85 Hektar groß ist. Die Form ähnelt einem Seestern und zog sich gerade daher in den „Seesternarmen“.

In etwa der Hälfte der Strecke erreichten wir den Trieftstein, dessen Gedenktafel an den Oberforstrat Salzmann erinnert und gleich daneben der Gerastollen, ein Wasserüberleitungsstollen, der den Zufluss zu Talsperre sichert. Hier gibt es eine überdachte Sitzmöglichkeit zum Verweilen.

Es gab viele beeindruckende Ausblicke, einige Bänke und fast immer schaut man auf das teilweise türkise Wasser.

Der letzte Abschnitt führte uns direkt über die Staumauer, sie ist 59 Meter hoch, mit einer Dammlänge von 260 Metern, von hier erstrecken sich die bewaldeten Berge wie Fjorde aus dem Wasser. Wir bogen am Ende nach rechts und kehrten in einem kleinen Imbiss ein. Da ich nicht immer hundekompatibel bin und schon ein Artgenosse im inneren Platz genommen hatte, verlegten wir unser Essen nach draußen. Es gab frische, gut bürgerliche Küche und ein nettes Gespräch mit dem Inhaber. Wir erzählten kurz unsere Geschichte und wie gern wir nun die alte Heimat zu Fuß und Pfote erkunden und wir sicher noch einmal hierherkommen werden (Frauchen bestimmt).

Somit beenden wir unseren kleinen Urlaub in Thüringen und ich befürchte, dass sich Frauchen schon für das nächste Mal die ein oder andere Route herausgesucht und wir mitkommen müssen.

SCHLAFENDE KINDHEITSERINNERUNG

– Werbung, durch Ortsnennungen, Aufzeichnung Höhenprofil durch Komoot –

Hallo Nico, Heimat ist da, wo der Dackel auf der Couch liegt. So sagt es ein altes Sprichwort, glaube ich. Seit drei Jahren ist Schleswig-Holstein unsere neue und Thüringen unsere alte Heimat. In der alten Heimat waren meine Wurstverdiener mit so vielen Dingen beschäftigt, während sie hier die neuen Freiheiten genießen. Eine davon ist das Wandern.

Wie bereits mehrfach berichtet, darf ich an ihren Touren teilhaben und seit meinem 2. Lebensjahr bin ich die vielen Schritte gewohnt. Verplant Frauchen unsere Reisen nach Thüringen, ihr könnt es euch denken, mit Wandern. Sie hätte dort noch so viel zu erkunden, während ich unseren Urlaub lieber mit Ausruhen verbringen würde. Aber so ist das wohl bei den Menschen, immer das haben wollen, was fehlt; in unserem Fall – der Wald mit Kindheitserinnerungen. Diese Erinnerungen beliefen sich auf eine schlafende Steinfigur, Eintritt frei. Jedoch hat sich hier einiges geändert, Wandern heißt jetzt Trekking, anstelle von „wir schauen mal, wo es da lang geht“ laufen wir nun per App und aus null Mark wurden 8,50 Euro Eintritt. Nur die schlafende Steinfigur, die blieb und die hieß es zu besichtigen.

Dieses Mal begleitete uns Frauchens Schwester von anderen Eltern und wir starteten an einem sogenannten Lost Place. Ich wurde getragen, da zu viele Idioten Menschlinge meinten diesen Ort zu ihrem machen zu müssen. Ob sie in ihrem Zuhause auch die Fenster einschlagen, um über Glasscherben in ihr Haus zu gelangen? Ich spürte Frauchens Aufregung, ihren schnellen Herzschlag in meinem Rücken. Einst erbaut als Residenz und Unterkunft für hochrangige Staatsoberhäupter, später Lazarett und Ferienheim. Auch die Kriegszeiten hinterließen eine unrühmliche Vergangenheit, bis 2005 ein Großbrand den Verfall endgültig besiegelte. Wir überquerten das große Gelände, immer mit Vorsicht und Respekt gegenüber dem, was die Natur noch übrig ließ. Frauchen hätten wir hier wohl noch einige Stunden zurücklassen können, aber allein wäre die Atmosphäre zu unheimlich geworden und so zogen wir weiter.

Traditionell wird auf unseren Touren auf den ersten Kilometern angestoßen. Man wünscht sich alles Gute, ich bekomme ein Leckerli und genieße die ausgelassene Stimmung. Hätten die Mädels geahnt, wie anstrengend es noch werden sollte, wäre die Prostpause wohl länger ausgefallen. Die erste kleine Steigung führte durch einen Wald, vorbei an einem Bratwurststand, wir gingen weiter. Frauchens Rucksack ließ vermuten wir seien schon Wochen unterwegs und werden es noch weitere sein. Ich bezweifelte, dass er nur Leckerlis enthielt. Wir erreichten den offiziellen Parkplatz, eine Fahrmöglichkeit zum Denkmal schlugen wir aus, da hatten wir unseren Stolz. So quälten wir uns die letzten Meter nach oben, bezahlten zähneknirschend den Eintritt und wurden belohnt mit einem Weitblick bis nach Sachsen-Anhalt. Das Denkmal begrüßte uns mit seinem elf Meter hohen Reiterstandbild des Kaisers Wilhelms I., majestätisch thronte er über uns. Auch mir gebührt ein Denkmal, da ich es all die Jahre schon mit meinen Wurstverdienern ausgehalten und sie immer auf den richtigen Weg geleitet habe.

Hunde sind auf dem Gelände erlaubt, außer in geschlossenen Räumen, das Museum sparten wir uns daher und erklommen den Hauptturm getrennt. Von oben ist der Blick sehenswert, erstrecken sich doch das Kyffhäusergebirge, der Harz, die Goldene Aue und der Thüringer Wald zu allen Seiten. 247 Stufen galt es dafür zu überwinden, mit Sauerstoffzelten Ausruhmöglichkeiten auf einigen Etagen.

Wir trafen uns wieder vor der wohl bekanntesten, aus Sandstein gemeißelten Figur Friedrichs I., kurz Barbarossa, um uns die mitgebrachten Snacks schmecken zu lassen. Wir lauschten nach Raben (schnell nachzulesen in der Barbarossasage), die Schlacht zwischen Gut und Böse noch in weiter Ferne und frischten das Schulwissen per Schautafeln wieder auf. Beeindruckend schaute Kaiser Barbarossa auf unsere Sandwiche, gegessen hätte er sie damals sicher auch gern. Nach einer guten Stunde, lagen doch noch mindestens neun Kilometer vor uns, zogen wir über die Unterburg weiter, mit der Feststellung, dass die 8,50 Euro gut investiert waren. Hatten wir doch beim Essen gespart.

Es folgte ein Abschnitt mit 17 Prozent Gefälle, wie gut, dass wir uns für diese Richtung entschieden hatten. Nicht schwitzende (!) Wanderer kamen uns entgegen, fragten nach dem Barbarossaweg (auf dem wir gerade nicht wissend liefen), befanden mich für niedlich und mein Bellen als typisch Dackel. Nach ein wenig umherirren fanden wir schließlich den richtigen Weg über die Streuobstwiesen um Tilleda am Fuße des Kyffhäusers. Nächstes Ziel: Kautsberge, Fotohotspot gegenüber des Denkmals. Für meinen Vier-Pfotenantrieb kein Problem, für Frauchen, die in Schleswig-Holstein nur den Treppenanstieg kennt, eine Herausforderung. Zwölf Prozent Steigung, hier mit dem Spiel „noch zwanzig Meter bis zum nächsten Baumstamm“, danach drei Minuten atmen. Und so schafften wir es mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,5 h/km und viel Geschimpfe bis zum Aussichtspunkt. Der Blick und tolle Fotos entschädigten die Anstrengungen. Nach 17,4 Kilometern fielen wir uns in die Arme und ich genoss die Rückfahrt schlafend, genau wie der gute alte Kaiser.

MEIN WEG ZUM VORZEIGEHUND

Hallo Nico, endlich war es soweit, ich durfte unter die Menschheit. Postboten und Nachbarn hatte ich schon zum Proben und nun stand mein erster Ausflug auf dem Plan. „Ich wäre noch nicht vorzeigbar“ hieß es bisher immer, aber so einen hübschen Kerl wie mich, muss man doch zeigen. Schnell ins Auto auf meinen Thron … ähm Hundedecke und schon ging es Richtung Burg, genauer gesagt zur Leuchtenburg. Nach wenigen, für Frauchen zu vielen Stufen, hatten wir den Eingang erreicht. Wir besuchten die Ausstellung, erklommen den Burgturm und warfen Teller mit unseren Träumen vom Steg der Wünsche. Kurz zwei große Hunde verbellt und Wasser aus gutem Porzellan von der netten Bedienung bekommen. Da sag noch einer, ein Dackel wären nicht vorzeigbar. Die Menschen treten mir mit Respekt und Hochachtung gegenüber, nur meine Wurstverdiener betiteln mein Verhalten als Selbstüberschätzung mit leichtem Größenwahn. Aber Frauchen holt mich mit dem pinken Halstuch schon von meinem „hohen Roß“ herunter.

PS. Heute hatte das Totenkopf-Halstuch aber Ausgang *muah*

Leuchtenburg

KARIERT IST KEINE FARBE!

Erstveröffentlichung: 01.12.2014

Es ist kariert, es stört und ist zu groß.
Aber genau wie meine Weihnachtsmütze und meine Krawatte (!) findet es Frauchen süß. Ganz toll, ich bin doch nicht süß. Ich bin ein eigenständiger, selbst bestimmender und ernstzunehmender Kerl, der nur einen schönen Tag mit seinen Bestimmern verbringen will.

Sie nennen es „Ausgehtuch“, damit ich gut aussehe… Es ging zum Wandern durch die Heimat, zu den Drei Gleichen. Wandern, eines meiner ganz großen Hobbies, kommt gleich nach fotografieren lassen. Meine kurzen Beine schmerzten, aber die Hauptsache ich war auf den Fotos süß, Ausgehtuch sei Dank!

3 Gleichen.jpg

 

EIN KÖNIGREICH FÜR EINEN DACKEL

Wie ihr bereits wisst, bin ich ein VON Schloss Tenneberg. Leider wird dieser Tatsache von meinem Umfeld wenig Beachtung geschenkt. Ich habe weder einen Thron, noch eigene Bedienstete.

Aber letztens kamen meine Bestimmer auf die tolle Idee Schloss Tenneberg zu besuchen. Das war meine große Chance, um ihnen endlich meine wahre Herkunft unter die Nase zu  halten. Jedoch war schlechtes Wetter und meine Vorfreude wurde mit einem stundenlangen Spaziergang durch den Wald zunichte gemacht. „Hunde dürfen eh nicht ins Schloss!“ war Frauchens Kommentar. Aber ich bin doch mehr als nur ein Hund!

schloss Tenneberg